Spurensuche - Synagoge


Übersicht


Die Synogoge in Wickrathberg

Der Nationalsozialismus und seine Folgen sind auch an Wickrathberg nicht spurlos vorüber gegangen. Wickrathberg war seinerzeit die größte jüdische Gemeinde im Landkreis Grevenbroich. Anders als in Gladbach und Rheydt blühte die jüdische Gemeinde bereits im 18. und 19. Jahrhundert auf. 1816 bestanden in Wickrathberg zwei Bethäuser. Um 1860 wurde an der Berger Dorfstraße in Wickrathberg eine neue Synagoge gebaut. Die Kosten dafür trug im wesentlichen der Textilunternehmer Abraham Gormanns. Sie wurde mit einem Fest am 26. und 27. November 1859 offiziell eingeweiht.

 

Die Synagoge bestand unverändert bis 1938, abgesehen von einer Renovierung 1935. In diesem Jahr lebten noch 118 Juden in Wickrathberg. Bei der von den Nationalsozialisten inszenierten Reichspogromnacht wurde die Synagoge in Wickrathberg völlig zerstört.

Quelle: Heimatverein wickrathberg - Foto aus dem Innenraum der Synagoge in Wickrathberg um 1930



Quelle: Heimatverein Wickrathberg - Damaliger Standort der Synagoge an der Berger Dorfstraße

Foto: Lothar Hericks - Heutiger Standort der damaligen Synagoge an der Berger Dorfstraße



Quelle: Stadtarchiv MG - Flurkarte von Wickrathberg vom 12.01.1913, wo einst die Synagoge stand

Quelle Stadtarchiv MG - Neuere Flurkarte von Wickrathberg vom Standort der Synagoge



Quelle: Stadtarchiv MG - Zeitungsausschnitt zur Synagogen-Einweihung vom 20.11.1859

Quelle: Stadtarchiv MG- Zeitungsausschnitt zum Einweihungsfest einer neuen Sepher-Thora vom 03.07.1864



"Kleine Jüdin - Weil es nicht nur Geschichte ist"

Quelle: Text von Jürgen Vits

"Kleine Jüdin - Weil es nicht nur Geschichte ist"

Eine Spurensuche von Jürgen Vits - Ein Beitrag zur Wickrathberger Geschichte - überarbeitet im Oktober 2019

 

Jürgen Vits besitzt Wickrathberger Wurzeln. Seine Vorfahren lebten vor langer Zeit auf einem kleinen Bauernhof an der Berger Dorfstraße. Direkt nebender ehemaligen Synagoge. Dann kam der November 1938. Die kleine Synagoge in Wickrathberg wurde im Zuge des nationalsozialistischen Pogroms in Brand gesetzt und vollständig zerstört. Bald danach folgte die Deportation aller Wickrathberger Bürger jüdischen Glaubens.

Über siebzig Jahre später - im Jahre 2010: Ausgelöst durch ein ausgestelltes Gemälde mit dem Titel „Kleine Jüdin“ lassen das Schicksal der Wickrathberger Juden und der gewaltsame Untergang der Synagoge Jürgen Vits keine Ruhe mehr. Drängende Fragen wühlen ihn auf: Was hatte sich damals im Dorf wirklich zugetragen? Gibt es vielleicht noch Spuren und Zeitzeugen, die darüber Auskunft geben können?

Quelle: Maria von Heider-Schweinitz (1894-1974): „Kleine Jüdin“, Öl / Leinwand (Foto: Museum Giersch, Frankfurt)


Wie hatten sich damals seine Vorfahren als unmittelbare Nachbarn der Synagoge verhalten? In seiner Familie wurde über diese Ereignisse geschwiegen. Jürgen Vits begibt sich auf eine bewegende Spurensuche, die ihn bis nach Israel führen wird. Es kommt zu einer berührenden Begegnung. Bei seiner Suche nach Wahrheit findet er Antworten, aber auch neue Fragen. Zugleich legt er damit selbst Spuren gegen das Vergessen.

Dokument zur Spurensuche von Jürgen Vits



Stolperstein für Hilde Sherman

Quelle: Text und Fotos von Heinz-Gerd Wöstemeyer

Künstler Gunter Demnig hat in Mönchengladbach 14 neue Stolpersteine verlegt, einer dieser zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenkta­feln aus Messing gilt Hilde Sherman aus Wickrathberg. Insgesamt sind in unserer Stadt nun 255 Erinnerungssteine für NS-Opfer in Gehwege eingelassen, weltweit sind es 57.000. Im Beisein von Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, Bürgermeister Ulrich Elsen und zahlreichen Gästen verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig am 10. März 2016 einen Stolperstein für Hilde Sherman an der Berger Dorfstraße 27 in Wickrathberg. Sherman wurde 1923 als Hildegard Zander in Wanlo geboren und lebte später mit ihren Eltern Albert und Paula und ihren Geschwistern Herbert und Ruth in Wickrathberg. Sie war die einzige, die den Holocaust überlebte; auch ihr erster Ehemann Kurt Winter starb in einem Konzentrationslager. 1984 veröffentlichte Hilde Sherman ihr Buch „Zwischen Tag und Dunkel - Mädchenjahre im Ghetto“, in dem sie ihre persönlichen Erinnerungen von ihrem 13. Geburtstag im Jahr 1936 bis zu ihrer Befreiung 1945 niederschrieb; im März 2011 starb sie in Jerusalem.

 

Eine der Gäste bei der Verlegung des Erinnerungssteins ist Olga Goldberg von der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit. Sie hatte Hilde Sherman 1989 kennen gelernt und erinnert sich: „So wie der neue frische Stolperstein im Sonnenlicht leuchtet, war Hilde trotz ihres schweren Lebensweges eine strahlende Persönlichkeit.“ Vor 24 Jahren rief Demnig sein künstlerisches Projekt gegen das Vergessen ins Leben und verlegte seither mit seinen Helfern 57.000 Stolpersteine weltweit. „Das wird für mich nie zur Routine“, versichert er aus voller Überzeugung. Für ihn sei nicht der Stein das Kunstwerk, sondern die gemeinsame Zusammenkunft im Gedenken an die Opfer. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners freut sich, dass bereits an 74 Orten der Stadt die kleinen Gedenktafeln verlegt sind. „Hinter jedem Stolperstein steht ein schlimmes menschliches Schicksal, das muss man sich immer wieder deutlich machen“, so Reiners.

 

Fakten: Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für das Herstellen und Verlegen eines Stolpersteins in den Maßen 10 x 10 x 10 cm übernehmen. Anfragen zu Patenschaften nimmt das Büro des Oberbürgermeisters entgegen unter Telefon 02161/25-2507.

 

Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (2. von links) und Künstler Gunter Demnig (2. von rechts mit Hut) im Gespräch mit Bürgermeister Ulrich Elsen (links)

Der neu verlegte Stolperstein für Hildegard Zander strahlt in der Sonne.



Gedenkstunde an die Reichspogromnacht 2018

Text: Thomas Steinert / Fotos: Lothar Hericks

Gedenkstunde in Erinnerung an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren am 09.11.2018 an der Berger Dorfstraße

 

In Erinnerung an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren führte der VHD gemeinsam mit den Dorfvereinen und der ev. Kirchengemeinde Wickrathberg am Freitag, 09.11.2018, eine feierliche Gedenkstunde durch. Rund um die Gedenkplatte auf dem Gehweg vor der ehemaligen Synagoge an der Berger Dorfstraße 25 versammelten sich rund 120 Mitbürger aus Wickrathberg und den umliegenden Ortschaften. Im Namen des VHD-Vorstands begrüßte Thomas Steinert die Teilnehmer. Er betonte, dass angesichts der historischen Dimension dieses Termins sowie die besorgniserregenden aktuellen Ereignisse weltweit und auch in unserem Land alle Mitbürger aufgerufen sind, sich deutlich durch gemeinsame Zeichen gegen jegliche Form des Antisemitismus und für unsere demokratische und christliche Verantwortung zu positionieren.

Der Männergesangverein Eintracht unter Leitung von Heinz-Josef Fröschen setzte mit seinen Liedern nachdenklich-festliche Akzente. Die Gebetstexte von Pastorin Esther Gommel-Packbier und die gemeinsam gesungenen Lieder waren erfüllt von der Bitte an unseren guten Vater im Himmel, uns allen Mut und Kraft zu geben für die vielfältigen Aufgaben in der Gegenwart und Zukunft.

In seiner Ansprache gab Staatssekretär Dr. Günter Krings, MdB, zunächst einen ausführlichen Aufriss über das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Deutschland der Weimarer und der NS- Zeit. In eindrucksvoller Weise und durch authentische Berichte belegt, zeichnete er die menschenverachtenden Ereignisse der dreißiger Jahre in unserer Stadt und Gemeinde nach.

Herr Krings betonte ausdrücklich unsere heutige Verpflichtung, sich immer wieder an unsere dunkle Vergangenheit zu erinnern und begrüßte künstlerische Ansätze wie z.B. die Aktion Stolpersteine oder die Erinnerungsstelen in München. Abschließend bedankte er sich herzlich bei den Veranstaltern und allen, die zu dieser würdigen Gedenkstunde beigetragen haben.

Rede von Dr. Krings zur Gedenkstunde


Mit der Kranzniederlegung und dem Segenswunsch von Frau Gommel-Packbier endete die Gedenkstunde.