Das Kriegsgefangenenlager (KGL) Wickrathberg


Übersicht


Allgemeine Informationen

Das Kriegsgefangenenlager Wickrathberg (KGL), auch "Wiesenlager Wickrathberg" genannt, befand sich zwischen Wickrathberg und Hochneukirch, mit einer Gesamtfläche von ca. 3 km², auf der, von Ende April bis September 1945, zwischen 100.000 und 150.000 ehemalige deutsche Soldaten gefangen gehalten wurden.

Diese Fläche war jedoch in einzelne „Camps“ unterteilt, von denen es insgesamt 32 gab. In diesen lebten jeweils bis zu 5000 Soldaten unter freien Himmel, ohne jeglichen Schutz vor Regen oder Sonne. Zunächst wurde das Lager von Amerikanern errichtet und geleitet, später, am 12. Juni 1945, wurde es von britischen Soldaten übernommen. Da das Lager selbst den gefangenen Soldaten keinerlei Unterschlupf bot, sahen sie sich gezwungen mit ihren bloßen Händen oder mit Hilfe von einfachen Blechdosen Löcher zu graben, um wenigstens ein bisschen Schutz vor den Witterungsverhältnissen zu finden.

Quelle: Heimatverein Wickrathberg - Lageplan vom Kriegsgefangenenlager Wickrathberg 1945


Zu Beginn des Lagers war die Versorgung mit Trinkwasser sehr schlecht, das Wasser wurde aus der Niers abgepumpt und in Tonnen umgefüllt und wies natürlich viel Dreck und Bakterien auf, deshalb wurde das Wasser gechlort, wodurch viele Gefangenen an Magen- Darmerkrankungen litten. Um das wertvolle Trinkwasser zu bekommen, mussten sie bis zu sieben Stunden Schlangestehen , um ein wenig zu ergattern. Später hingegen wurde die Situation drastisch verbessert, da man Wasserleitungen verlegte. So konnten die Gefangenen in jedem Camp direkt an den Wasserzufluss gelangen. Die Versorgung mit Wasser stellte von nun an keinerlei Problem mehr da. Beim Essen sah die Situation schon anders aus, das Wort, das diese wohl am besten beschreibt, ist „Hunger“. Zwar gibt es einen großen Unterschied zwischen der amerikanischen und der britischen Lagerzeit, doch war in beiden Fällen zu keinem Zeitpunkt genügend Nahrung vorhanden.

Quelle: Heimatverein Wickrathberg - Kriegsgefangenenlager Wickrathberg bei der Wasserverteilung 1945


Doch selbst wenn man es schaffte, sich ein solches Loch zu graben, war die Chance in ihm zu überleben nicht besonders hoch, da es, wenn es regnete, voll Wasser lief und die Schutzsuchenden im Schlaf ertrinken konnten. Auch die hygienischen Zustände im Lager waren unzumutbar. Es waren kaum Möglichkeiten zur Körperpflege vorhanden, so hatten die Soldaten nur Konservendosen, die ihnen als „Waschbecken“ dienten, die sie mit Wasser gefüllt zur notdürftigen Wäsche benutzen konnten. Das Positive war, dass die Versorgung mit Wasser sich immer weiter verbesserte , so dass es fast immer ausreichend zur Verfügung stand.

 

Quelle: Heimatverein Wickrathberg - Übersicht der Unterkünfte der Gefangenen im Kriegsgefangenenlager Wickrathberg 1945


Obwohl das Kriegsgefangenenlager Wickrathberg nur sechs Monate existierte, hat es tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur bei den Soldaten, die als Gefangene in diesem Lager lebten, sondern auch bei ihren Nachkommen und allen Menschen, die mit diesem Lager zu tun hatten oder sich näher mit ihm beschäftigten. Trotz der vielen Soldaten, die dieses Lager „bewohnten“, gab es erstaunlich wenig Todesfälle in dieser Zeit zu beklagen, nur 226 Tote. Daraus sollte man jedoch nicht schließen, dass das Leid für die Gefangenen nicht groß gewesen sei. Die Toten wurden zunächst auf einem „Lagerfriedhof“ bestattet, der am Ortsanfang von Wanlo lag. Nach der Auflösung des Lagers wurden sie auf den Wickrather Ehrenfriedhof umgebettet.


Dokumente aus dieser Zeit

Quelle: Pressebericht vom 02.06.1995 vom Kriegsgefangenenlager, der von einem Chronisten aus dieser Zeit geschrieben wurde, der selbst Lagerinsasse in dieser schrecklichen Zeit war.

Quelle: Pressebericht vom 20.11.2005 über das Treffen der ehemaligen Kriegsgefangenen im Gemeindehaus in Wickrathberg. Hier berichten diese Zeitzeugen über das schreckliche Geschehen im damaligen Kriegsgefangenenlager Wickrathberg.



Quelle: Das Kriegsgefangenenlager Wickrathberg hat durch seinen deutschen Lagerkommandanten Heinz Heidemeier als Dank für die Liebe und Treue der rheinischen Heimat eine Sammlung veranstaltet, die einen Betrag vom 302.800 Reichsmark von allen Kriegsgefangenen aller deutschen Gauen für den Wiederaufbau von Wickrath ergab.

Quelle: Zeichnung eines Zeitzeugen mit dem Namen Schulz-Kabbe (Soldat??) der diese Skizze vom Lager Wickrathberg über das schreckliche Geschehen im damaligen Kriegsgefangenenlager Wickrathberg im Jahre 1945 zeichnete.

 



Dokumente von Wilhem Mohren, der zwangsweise im Kriegsgefangenenlager untergebracht war. Mit freundlicher Genehmigung von seinem Sohn Norbert Mohren.

Soldbuch von Wilhelm Mohren
Soldbuch von Wilhelm Mohren

Mein Vater (Jahrgang 1922, verstorben 2020) war einige Zeit von Mai bis Juli 1945? in dem Kriegsgefangenenlager in Wickrathberg zwangsweise untergebracht. Von dieser Zeit hat er unter anderem berichtet, wie ungeschützt die gefangenen Soldaten dem Wetter ausgeliefert waren. Seine Rettung aus seiner Sicht war, dass er eine mitgebrachte Militärdecke in der Gefangenschaft hatte, die ihn dann einigermaßen gut vor dem Wetter geschützt hat (soweit man das sagen darf).

 

Unser Vater hat uns immer wieder gesagt/ermahnt:

„Ihr müsst lernen gegen den Strom zu schwimmen, in meiner Jugend haben es zu wenige getan!“

Entlassungsschein von Wilhelm Mohren aus der Kriegsgefangenschaft Mönchengladbach-Wickratherberg 11. Juli 1945
Entlassungsschein von Wilhelm Mohren aus der Kriegsgefangenschaft Mönchengladbach-Wickratherberg 11. Juli 1945


Videos vom KGL Wickrathberg

Filmbericht vom Wiesenlager Wickrathberg mit Peter Neuß

Dokumentarische Filmausschnitte mit der Moderation von Peter Neuss, dem damaligem Vorsitzenden des "Heimatvereines Wickrathberg".

Filmbericht vom Wiesenlager Wickrathberg mir Dr. Reiners

Dokumentarische Filmausschnitte mit der Moderation von Dr. Reiners aus Mönchengladbach.



Ehemaligentreffen in Wickrathberg 2013

Am Samstag, den 16.11.2013 (Volkstrauertag) traffen sich um 14:00 Uhr auf Einladung des Vereins für Heimat- und Denkmalpflege ehemalige Kriegsgefangene zum 8. Ehemaligentreffen im evangelischen Gemeindehaus in Wickrathberg, die vor 68 Jahren unfreiwillig hier im Kriegsgefangenenlager gefangen waren. Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den VHD-Vorsitzenden Karl-Heinz Reinhard begrüßte auch Dr. Günther Krings (MdB) die Gäste. Es wurde auch eine Ausstellung von Sam Ludwig mit Requsiten aus der damaligen Zeit angeboten.

Foto: Heinz-Josef Katz - Ansicht von links nach rechts: Herr Weuthen, Herr Ludwig, Herr Jessen, Herr Franken, Herr Therstappen, Herr Meyer, Herr Erdweg sowie Herr Sieckmann